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Line Array

Linien-Anordnung? Hä? Was soll das denn?

Mal langsam.. Inspiriert von der Zeitschrift "Klang und Ton", genauer deren Ausgabe 02/2007:

https://www.lautsprechershop.de/hifi/twentyfive.htm

kam ich irgendwann im letzten Jahrzehnt auf die Idee, mal sowas auszuprobieren.

Nur mit den Preisen von über 10,- € pro Chassis war mir das bei 50 Tönern doch etwas zu teuer - für "mal so..."

Also lag das eine Weile auf Eis.

Bis.. ja... bis es bei Pollin "Breitband"- Töner im ansprechenden Format für gerade mal 1,95 € pro Stück gab. Das ist zwar mittlerweile 3 Jahre her, aber ich habe damals 40 Stück davon bestellt und auch bekommen.

Hier der Link zu Pollin: https://www.pollin.de/p/mittel-hochton-lautsprecher-2-5-4o-10-w-641160

Eine Typenbezeichnung die ich zu den Tönern gefunden habe: PS2-146-HB und eine EAN: 4049702063100

Die Teile hatten nun 3 Jahre Zeit sich an die rheinhessische Luft zu gewöhnen.

Und bevor mir die Tröten beim Lockdown vor Langweile auf die Füße fallen, war ich mal kurz im Baumarkt, meine Bestellung abholen.

MDF in 2 verschiedenen Stärken und Kleinkram wie Schrauben und Holzleim.

Los geht's...

Bevor man ans Bestellen des MDFs geht, erst mal "überlegen" und "planen". Consulting mache ich selbst.

Vorüberlegungen liefen natürlich schon bei der Bestellung der Töner. Die Chassis haben folgende Daten:

Pollin 641160 - Breitbandlautsprecher (bitte nicht googlen, die Dinger sind schon lange nicht mehr lieferbar)
Chassis Aussen: 70 mm
Gehäuseöffnung: 66 mm Ø
Frequenzgang: keine Ahnung
Belastbarkeit: 10 Watt
"offizielle" Impedanz: 4 Ohm
Gewicht: 355 Gramm

Thiele-Small-Parameter hab ich zu den Dingern keine gefunden, daher habe ich mir die selbst ausgemessen:

Membrandurchmesser (mit halber Sicke): 52mm
Gleichstromwiderstand (Rdc): 3,5 Ohm
Resonanzfrequenz (fr): 150 Hz
Bewegte Masse (Mms): 2,4 g
Äquivalentvolumen (Vas): 0,29 Liter
Qm: 7,84
Qes: 1,19
Qts: 1,03

Das Qts ergibt bei einer sehr kleinen Kiste (oder ColaDose) eine schnuckelige Bassüberhöhung im geschossenen Gehäuse. Bassreflex lässt sich nicht sinnvoll berechnen und Klimmzüge á la TML oder Horn wollte ich mit den Dingern nicht fabrizieren.
Die Teile sind vermutlich als Minitröten für teure Flachbild-Fernseher geeignet, sonst habe ich keine Idee wofür...

Oder ich vergrößere mal einfach die Membranfläche, indem ich davon einige in Reihe und dann wieder parallel schalte.

Lange Rede, etwas Sinn: Nach einer Calc-Tabelle, die ich dann irgendwann gelöscht habe, habe ich folgendes herausgefunden: Wenn ich die Höhe des Wohnzimmers durch die 70 mm teile, komme ich auf ca. 34. Also von der Decke bei 2,40 m bis zum Boden. Nur werde ich die Töner nicht direkt aneinander kleben, sondern lasse da 2 mm Abstand. Da bleiben noch 33. Aber am Boden und unter Decke gibt es unschöne Reflektionen. Also lassen wir oben und unten mal 5 Chassis weg, gibt dann noch 23. Krumme Zahl. Am Ende war ich dann bei 18 Stück, damit die Verschaltung "passt": 6 Töner in Reihe und das dann 3 mal parallel. Ergibt aus den 4 Ohm-Tönern dann 8 Ohm für die ganze "Box".

70 mm Chassis-"Höhe" plus 2 mm Abstand ergibt bei 18 Tönern genau 1294 mm.

Jedes Chassis sollte ca. 1 Liter Volumen im Rücken "spüren", gerne etwas mehr. Die ganze "Line" sollte aber nicht wie eine wuchtige Standbox wirken, also schmal sein. 12cm Breite ist genug. Mehr is nich. Weniger gibt Probleme mit den Löchern in der Front.

Bisschen Stabiltät sieht nicht nur gut aus, gibt dem ganzen auch etwas "Mmpf" - würde jetzt Loriot sagen.

Also 16er MDF. 12 mm oder weniger sehen so filigran aus...Pappschachtel-Design...nööö.

Da aber die Magnete der Töner im Durchmesser schon fast der Schallwandöffnung entsprechen, darf die Front nicht so dick werden. Die Luftöffnungen der Töner sind doch sehr nah an der Schallwand. Und von hinten wollte ich die Dinger nicht an die Schallwand schrauben - das sieht bescheiden aus. Also habe ich bei der Front ausnahmsweise 12 mm MDF verwendet. Auch wegen der Lautsprecher-"Terminals" - also der Anschlüsse. Das macht auch das "Bohren" der 66 mm Löcher einfacher - Strafarbeit. 36 Löcher á 66mm in identischem Abstand in ein 120 mm breites MDF-"Brett" zu bohren ist Arbeit...viel Arbeit, wenn man keine CNC-Fräse hat.

Lochsäge, Bohrmaschine und Bohrmaschinenständer müssen reichen.

Voilá:

MDF - bereits mit Schallwandöffnungen 

Die Mitte der 18 Töner sollte irgendwo auf "Ohrhöhe" sein. Da ich beim Musikhören selten stehe und meist sitze sind das etwa 1,05 m - Die Schallwand muss daher etwa 35 cm vom Boden her "beginnen" und endet ca. bei 1,80 m.

18 Töner mit 355 Gramm Gewicht ergibt etwa 6,4 kg plus MDF in einer Höhe von mehr als einem Meter. 12cm breite Standfläche. Oben viel und unten nichts.

Ein Windstoß und die Dinger fallen um. Daher braucht man unten noch etwas "Masse", damit das wie ein Fernsehturm auch stehen bleibt. Also unten mehr Masse als oben. Ich werde dazu noch Betonplatten oder was "Ähnliches" als Fuß dranschrauben - die Löcher dafür hab ich schon mal gebohrt.

Das Design ist dann einfach geworden: Ein einfacher "Rahmen", 16 mm MDF - Höhe 1,80 m, Breite 12cm, Tiefe 20cm. in ca. 35cm Höhe eine Zwischenwand und ab da dann hinten eine Rückwand mit 16 mm MDF und vorne 12 mm.

DIe Chassis werden von vorn in die Front geschraubt, dann hinten verlötet und an das Kabel zur XLR-Buchse auf der Rückwand angeschlossen. Dann wir die Front auf das geschlossene Gehäuse geschraubt. Die Rückwand ist mit Leim aufgeklebt. Die geschraubte Front erleichtert nicht nur die Montage sondern auch die Behebung von späteren Fehlern - falls das mal passieren sollte.

Line-Array - fertig

Und wie klingt's? Das haben mich auch schon Viele gefragt..

Anders. Positiv überrascht anders. Die Teile haben selbst ohne zusätzlichen Subwoofer erstaunlich viel "Wumms". Das Klangbild - wenn man von "Bild" sprechen kann, ist schlicht, aber präzise. Irgendwie scheinen die "Türme" Reflexionen an der Decke und am Boden auszulöschen. Weg. Alles was kommt, kommt von vorn. Die Abstrahlung geht eher in die Breite. Die Türme klingen breiter und voller als andere Lautsprecher mit "kleinen" Chassis. Rein rechnerisch haben die Dinger ja eine Membranfläche wie ein 22cm Tieftöner, aber weniger Hub und höhere Resonanzfrequenzen als dieser. Knackig, bei ordentlich Pegel aber kein Wummern oder andere "Unsauberkeiten".

Auch von der Belastbarkeit gibt's nix zu meckern: 18 x 10 W ergibt 180 W - Das reicht..

Auch Volldampf aus der 1980er Denon-Transistor-Endstufe PMA550 stecken die Türme locker weg.

Es macht richtig Spaß zuzuhören.

Nachbau empfohlen!

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