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Stromversorgung

Die Stromversorgung der Endstufe ist "etwas" überdimensioniert. Da sollte man auch nicht versuchen zu sparen. Man kann allerdings auch Teile aus der Bastelkiste nehmen, sofern diese den Anforderungen gerecht werden.
Kritische Teile sind:
1. Der Netztransformator

Seine Leistung sollte mindestens dem Doppelten entsprechen, was die Endstufe so braucht. Also rechnen wir mal drauf los: Wir hätten gerne eine Versorgungsspannung von + / - 25 Volt, die Endstufe zieht einen Ruhestrom von 1,5 A. Macht nach Adam Riese 75 W pro Kanal (2x25Vx1,5A). da wir zwei Kanäle haben, sind dies dann 150W, Der Trafo sollte also mehr als 300VA liefern können, und zwar dauerhaft und nicht nur kurzfristig.
Verwendbar sind gute M-Schnitte oder Schnittbandkerne sowie Ringkerntrafos. Letztere sollte man bevorzugen, wenn man den Trafo erst kaufen muss.
Die Nennspannung des Trafos muss aufgrund der Vollwellengleichrichtung und Siebung mit Elkos natürlich geringer sein. Der Faktor liegt hier bei etwa 1,5, demnach muss der Trafo 2x18 Volt bei 8A  haben.
8A? Soviel? Ja, wie schon gesagt, etwas "überdimensioniert". Das kommt der Stabilität sehr zu Gute. Größere Trafos haben deutlich geringere Innenwiderstände und auch mehr Reserven als kleinere Trafos.

Netztrafo und Gleichrichter

Dieser 400VA Netztrafo stammt aus einem HP-Plattenlaufwerk aus den späten 80er Jahren. Er hat mehrere symmetrische Wicklungen und passt gut zu meinem Projekt. Hier sieht man auch den Gleichrichter, der mit 35A auch nicht von Pappe ist. Über die Ringkabelschuhe geht es dann zu den Elkos.

2. Die Lade- und Siebelkos

Hier zahlt sich Qualität am meisten aus. Schlechte Elkos haben miserable Eigenschaften bei Dauerbelastung und Lebensdauer. Was hier zählt sind geringer Innenwiederstand (ESR), gute Spannungsfestigkeit (40 V bei den 25V Betriebsspannung sollten es schon sein) und mechanische Stabilität. Hier hat sich die Firma Roederstein einen sehr guten Namen gemacht. Wer hier noch Restbestände findet, die in gutem Zustand sind, kann sich glücklich freuen.
Leider gibt es die guten Roedersteins nicht mehr, da die Firma von Vishay aufgekauft wurde. Solange man keine Fälschungen erwischt (ja, das gibt es wirklich!!!) kann man auch diese verwenden.
Eine weitere Alternative sind die guten Siemens SIKOREL-Elkos, Solange man die zulässige Spannung nicht überschreitet, sind diese Teile einfach unkaputtbar.

Elkos

Ich verwende hier 6 Stück Roederstein-Elkos mit 68.000µF und 40V. Aus Platzgründen wurden die beiden mittleren nach vorne zur Trafoseite versetzt und die anderen 4 nach hinten zu den Endstufenplatinen hin. Sonst hätten die 6 Elkos nicht nebeneinander ins Gehäuse gepasst. Man erkennt in der Mitte den zentralen Massepunkt (die Schraube mit dem Innen-Sechskant und dem Flachstecker-"Verteiler"). Hier laufen alle Massekabel zusammen. Derzeit sind von den "Lade"-Elkos zu den "Sieb"-Elkos noch 1 Ohm-Widerstände mit 5W verbaut, die als Pi-Glied die Restwelligkeit der Betriebsspannung deutlich verringern. Später soll hier eine Spannungsregelung eingesetzt werden. An den Enden der 50qmm messenden Kupferschiene befinden sich weiße Kunststoffblöcke, die die Isolation zum Gehäuse sicherstellen.

3. Zentrale Masseschiene

Hier läuft alles zusammen. Deshalb gilt auch hier: nicht kleckern, sondern klotzen. Aluminium geht auch, Kupfer ist aber besser. Unter 25mm² braucht man gar nicht anzufangen. Je mehr desto besser. Irgendwo sind dem Treiben natürlich Grenzen gesetzt. Mehr als 200mm² sind aber zuviel. Wichtig auch: Die Masseschiene wird NICHT mit dem Gehäuse verbunden. Die Verbindung zwischen der Schaltungsmasse und dem Gehäuse erfolgt über Schutzdioden und RC-Glied, um die Funktion des Schutzleiters zu erfüllen und Brummschleifen zu verhindern. Der Schutzleiter der Kaltgerätebuchse MUSS mit dem Metallgehäuse verbunden werden. Wenn der Trafo eine Schirmwicklung hat, wird diese auch an den Schutzleiter angeschlossen. Auf GAR KEINEN FALL ist der Schutzleiteranschluss wegzulassen. Sicherheit geht vor!
Damit man sich keine "Brummschleife" baut, trennt man die Schaltungsmasse vollständig vom Gehäuse und verbindet sie über Schutzdioden ("kurzgeschlossener" Brückengleichrichter) und parallelgeschaltetem Widerstand sowie Kondensator mit dem Gehäuse, um die Abschirmung zu gewährleisten.
Sollte man wirklich einen Schutzklasse 2 Trafo haben und die gesamte primäre Stromversorgung zusätzlich berührungssicher doppelt isoliert haben (das scheitert meist am Netzschalter!) DANN kann man den Schutzleiter auch weglassen und das Gehäuse an die Schaltrungsmasse legen, aber nur DANN! Dazu muss die vollständige 230V-Seite der Schutzklasse 2 entsprechen, was bei einem Metallgehäuse nur schwer zu erfüllen ist. Insofern sollte man sich die einschlägigen Vorschriften mal durchlesen, bevor man "verbotene Versuche" unternimmt.

4. Gleichrichter

Hier kann man einfache, stabile Metallbrücken mit entsprechender Belastbarkeit verwenden, 25A oder mehr und 100V reichen aus. Bei diesen Dingern sind normalerweise die Gehäuse von den Anschlüssen isoliert und sie lassen sich daher einfach ans Gehäuse schrauben. Wärmeleitpaste wäre Overkill und ist daher unnötig.

5. Verdrahtung

Klingeldraht und Spielzeuglitzen gehören nicht in solche Netzteile. Wenn man schon bei der Masseschiene nicht sparen soll, gilt das auch hier: Alles was zur Stromversorgung der Endstufenplatinen und zur Masse gehört, muss "dick" sein. 1,5mm² sind ok, 2,5mm² gut und 4mm² mehr als ausreichend. Noch mehr bringt nichts. ABER: HF-Litzen, OFC-Schnickschnack und teure, schlangengeölte Zauberkabel sind Humbug und Scharlatanerei. Die Lautsprecherkabel sind deutlich länger und hochohmiger als die paar cm Kabel innerhalb des Verstärkers. UND: Auch das Stromversorgungsnetz hat einen "Innenwiderstand", was fast immer vergessen wird. Also nicht übertreiben!

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